Allgemeines

Als „tolle Knolle“ wird sie oft bezeichnet und diesen Beinamen trägt sie ganz zu Recht. Die Kartoffel ist heute eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel, gesund und kalorienarm. Laut Statistik isst jeder Österreicher stattliche 55 Kilo pro Jahr. Die Kartoffel ist ein Nachtschattengewächs was schon der botanische Name signalisiert –  Solanum tuberosum heißt übersetzt „knolliger Nachtschatten“.

Die uralte Kulturpflanze wurde schon vor über 8.000 Jahren in Südamerika angebaut. Peru, Chile und Bolivien gelten als die Ursprungsländer, wo die Pflanze auch in über 5.000 Meter Höhe noch gedeiht. In Europa aber war die Kartoffel bis ins 16. Jahrhundert unbekannt. Erst die spanischen Eroberer brachten das Gewächs aus dem Inkareich nach Europa. Hier wurde sie eher misstrauisch beäugt, denn andere bekannte Nachtschattengewächse waren ja giftig. Erst im 18. Jahrhundert konnte sich die Kartoffel in Europa als wichtige „Waffe“ gegen die immer wiederkehrenden Hungersnöte langsam durchsetzen.

Seit damals wurden verschiedenste Sorten gezüchtet – heute sollen es 5.000 bis 7.000 sein.

In den verschiedensten Ländern der Welt gibt es Kartoffelmuseen, allein in Deutschland sind es drei. In einem der Herkunftsländer der Kartoffel, in Peru, gibt es im internationalen Kartoffelinstitut in Lima übrigens die größte Gendatenbank mit zirka 100 wilden und 3800 in den Anden traditionell kultivierten Kartoffelsorten.

Gesund und gut

Die „tolle Knolle“ ist reich an Ballaststoffen, enthält viele Vitamine wie C, das Nervenvitamin B1, sowie B2, B5, B6 und K aber auch die wichtigen Mineralien Eisen, Kalium, Magnesium und Phosphor. Interessant: eine Portion Kartoffel (Achtung, in der Schale gekocht!) mit etwa 200 Gramm deckt laut Experten 60 Prozent des täglichen Bedarfs an Vitamin C.

Außerdem sind Kartoffel glutenfrei, basisch und enthalten rund zwei Prozent ganz hochwertiges Eiweiß, wichtige Ballaststoffe und Kohlenhydrate.

Wussten Sie, dass Kartoffeln auch sehr kalorienarm sind?  Ganz zu Unrecht sind sie als „Dickmacher“ verschrien. Denn 100 Gramm gekochte Knollen haben nur etwa 70 Kalorien. Kein Wunder – Kartoffeln enthalten ja kaum Fett und bestehen zu fast 80 Prozent aus Wasser.

Wie die Kartoffel in Kärnten heimisch wurde, beschreibt Margarethe Genser in ihrem Buch „Kärnten im Rückspiegel“.

Wir haben nachgelesen:

Kärntner Kartoffeln

Vor rund 250 Jahren zerbrach man sich in Kärnten noch den Kopf, wie man der Bevölkerung die neu eingeführten, jedoch mit Ablehnung und Misstrauen aufgenommenen Kartoffeln schmackhaft machen könnte. Den Regierungsstellen schien dies umso notwendiger, als durch Kriege und Missernten der Getreidemangel immer fühlbarer wurde. Die Kärntner Landstände bereiteten daher einen Werbe- und Aufklärungsfeldzug für den Anbau von Erdäpfeln im ganzen Lande vor. Sie setzten Prämien aus und verteilten kostenloses Saatgut an jene fortschrittlichen Bürger und Bauern, die einen Teil ihrer Felder für den Anbau zur Verfügung stellten.

In Kärnten wurden sie durch den Niederländer Johann Thys heimisch gemacht. Vorher kannte man sie nur als exotische Kuriosität, die in manchen Gärten gepflanzt wurde und erstmals im botanischen Garten in Wien bewundert werden konnte.

Die Regierung unter Maria Theresia förderte die Landwirtschaft, um Ackerbau und Viehzucht ertragreicher zu machen. Dafür ernannte sie in den einzelnen Ländern Ackerbaugesellschaften.

Zur besseren Organisierung der Kärntner „Agrikultur- Sozietät” kam Johann Thys aus Eupen, Freund und Landsmann des Leibarztes Maria Theresias van Swieten, nach Klagenfurt. Er machte die Erdäpfel hier in weiten Kreisen bekannt und setzte sich für ihre Verwendung als Volksnahrungsmittel und Viehfutter ein. Für seine Verdienste wurde er geadelt und erhielt 1762 das Privilegium zur Errichtung einer Feintuchfabrik. An sie erinnert heute noch das groß angelegte Gebäude des ehemaligen Truppenspitals in Klagenfurt, in der Lerchenfeldstraße. Auch der Begründer der ersten Bleiweißfabrik in Kärnten, Johann Michael von Herbert – an die Familie erinnert in Klagenfurt das Herbertstöckl am St. Veiter Ring – kultivierte vor allem Fütterungssorten. In einem Schreiben teilte er den Mitgliedern der Ackerbaugesellschaft mit, dass Erdäpfel bei ihm und Herrn Thys gratis und in Überfluss zu haben seien.

Als die Landesstellen und Ackerbaugesellschaften 1770 aufgefordert wurden, zu begutachten, wo und mit welchen Mitteln der Erdäpfelanbau gefördert werden sollte, da konnte Thys aus jahrelanger Erfahrung ausführlich Stellung nehmen. Er versicherte, dass kein Gewächs im Lande einen so beträchtlichen Nutzen abwerfe wie die Erdäpfel, die in allen Teilen Kärntens angebaut werden könnten. In einigen Gegenden sei dies sogar unbedingt notwendig, wenn man bedenke, dass in Oberkärnten nicht einmal der vierte Teil des zur Ernährung der Bevölkerung notwendigen Getreides angepflanzt werde, und das bevölkerte Rosental fast den ganzen Bedarf an Körnern kaufen müsse. Bei guter Kultivierung der Felder sei das Land imstande, dreimal so viel Einwohner zu versorgen. Auch könnten Überschüsse in das aufnahmebereite Krain und Friaul geliefert werden.

Das beste Mittel, die Bauern zum Erdäpfelanbau zu bringen, sah Thys in der Bezahlung von Prämien. Die vielen Vorurteile gegen die Erdfrüchte mussten aber erst zerstreut werden. Man sah die Erdäpfel vielfach als ungenießbar für Mensch und Tier und wegen ihrer Verwandtschaft mit den Nachtschattengewächsen als giftig, ja als Teufelsfrucht, an. Am Schluss seines Gutachtens, in dem er auch die Meinung widerlegte, dass Kartoffel nur in gutem Boden gedeihen, malte Thys ein rosiges Bild für den Fall der Ausbreitung und Förderung des Erdäpfelanbaues. „Das Land dürfte dann den glückseligen Zeitpunkt bald erreichen, wo alle Getreide- Vieh- und Schmalzausfuhrverbote auf ewig vergessen und in einen beständigen, rührigen Handel verwandelt würden.” Die Anregung von Thys, Anbauprämien auszusetzen, wurde von den Ständen aufgegriffen. Allerdings dauerten die Beratungen noch fast 18 Jahre, bis es 1788 endlich zum Beschluss kam.

Jedoch erst die Missernten von 1804 und 1805, der Hunger und die Notjahre im Gefolge der Franzosenkriege haben die Erdäpfel zu dem gemacht, was sie auch heute noch sind – ein gesundes, beliebtes Nahrungsmittel.